310
da man vom Verschwinden der Taunässe ab bis zum Abend nur
3—4 Morgen mittelst derselben bespritzen kann. Für größere Güter
oder Genossenschaften kommen besonders fahrbare Hederichspritzen in
Frage, wie sie die Firmen Mapfarth-Berlin, Wachtel-Breslau, Holder-
Urach u. a. zum Verkauf bringen. Mittelst derselben können Flächen
von 20 Morgen und darüber an einem Tage bespritzt werden. Die
Kosten belaufen sich im ganzen auf ungefähr 2 Mk. für den Morgen.
Daß Du, junger Freund! aber nicht etwa auf die Idee kommst, das
Bespritzen des Hederichs ohne Benutzung einer äußerst fein verteilen-
den Spritze, vielleicht mit einer Gießkanne, oder gar mit in die Lösung
eingetauchten Strohwischen und Bürsten vornehmen zu wollen. Du
würdest dann zu vergleichen sein mit einem, der mit Kanonen nach
Spatzen schießen, oder — dem Hunde die Flöhe mit der Sense herunter-
mähen wollte. Selbstverständlich darf das Hederichspritzen auch nur
bet beständigem, trockenem Wetter zur Ausführung gelangen, da Tau-
oder Regennässe die ausgespritzte Eisenvitriollösung zu stark verdünnen
und mehr oder weniger unschädlich machen würde. Bei trockenem
Wetter dagegen dringt dieselbe bald in die Poren der äußerst fein
behaarten Hederichblätter ein und zerstört das noch zarte Blattgewebe
in 2 Tagen derartig, daß die Pflanze entweder vollständig schwarz
wird und abstirbt, oder zum mindesten allmählich verkümmert. Eine
Schädigung des Sommergetreides ist dagegen nicht zu befürchten, da
einesteils die Lösung an den unbehaarten, dabei ziemlich aufrecht
stehenden Blättern der Gramineen nur wenig haften bleibt, und
anderenteils, weil das Oberhautgewebe der Getreidepflanzen viel härter
und widerstandsfähiger ist. Rüben, Hülsenfrüchte sowie schmetterlings-
blütige Futterpflanzen, welche mit Hederich u. s. w. verunkrautet sind,
dürfen allerdings nicht mit genannter Lösung bespritzt werden, da sie
in gleicher Weise wie das Unkraut Schaden leiden würden.
Die Anwendung der fahrbaren Hederichjätmaschine, wie sie die
Firma Anderson-Görlitz fabriziert, hat den Vorteil, daß man dabei
weniger vom Wetter abhängig ist. Dagegen ist ein Nachteil darin zu
erblicken, daß die Vertilgung des Hederichs erst zur Zeit der Blüte,
also erst dann vorgenommen werden kann, wenn derselbe die Kultur-
pflanzen bereits mehr oder weniger geschädigt hat, während bis zu
der viel früher ausführbaren Anwendung des Spritzverfahrens noch
keine wesentliche Schädigung durch die Unkräuter möglich erscheint.
Außerdem ist auf unebenen Feldern, z. B. bei Beetkultur, die Arbeit
der Jätmaschine nicht immer einwandfrei, indem die Blüten des
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321
Die Erfüllung dieser Forderung könnte man sich sehr einfach
denken in der Weise, daß man die Jauche in Bassins auffängt und
dann zu zweckmäßigster Zeit auf die betreffenden Äcker in Fässern
hinausfährt.
Dem steht aber, außer der teuer werdenden Umständlichkeit des
Verfahrens beim Hinausschaffen, auch noch der Grund entgegen, daß
die Jaucheflüssigkeit, eben weil sie Flüssigkeit ist, sich nicht lange un-
verändert erhält. Bei dieser Veränderung geht aber der allerwertoollste
Pflanzennährstoff in gasförmigem Zustande in die Luft verloren.
Es ist deswegen das billigste, einfachste und zweckmäßigste Ver-
fahren, das Streumaterial, wozu allermeist das in der eigenen
Wirtschaft gewonnene Stroh dient, noch auf der Düngerställe mit
Jauche durch Aufsaugen sich sättigen zu lassen. Zu diesem Zwecke
pumpt man, wenn möglich täglich, aus dem Jauchen-Aufsauge-Baisin
mittelst einer Jauchenpumpe die Jauche aus den in der Dünger-
ftätte gelagerten Stallmist.
Da die Aufsaugungsfähigkeit des Stallmists um so größer wird,
je fester er zusammengedrückt ist, so empfiehlt es sich, auch dafür
Sorge zu tragen, indem man ihn durch Auffahren mit Erde
beschwert oder die ganze Düngerstätte so einrichtet, daß man das
Vieh hinauftreiben und sich darauf tummeln lassen kann.
Hierdurch erreicht man gleichzeitig ein He raus pr esse n der
Luft und verringert dadurch ganz bedeutend den Verlust an dem oben
erwähnten, in Luftsorm übergehenden, wichtigsten Nährstoffe.
Man kann dem Landwirte mit zwei Worten einprägen, wie er
zweckmäßigerweise seinen Stallmist zu behandeln hat, indem man ihm
zuruft: „Halte ihn feucht und fest!" Klacke.
78. Die Salze.
Ein kleines Kapiiel aus der Chemie.
Unter den Bestandteilen, welche den Erdboden bilden, spielen die
Salze insofern eine große Rolle, als gerade sie es sind, welche der
Ernährung der Pflanzen dienen.
Die Pflanzen können bekanntlich nur solche Stoffe nul ihren
Wurzeln aus dem Boden aufnehmen, welche sich im Wasser auslösen,
und das sind eben die Salze. Man kann daher von Boden-
nährsalzen sprechen, die in jedem Boden, welcher Pflanzen nähren
soll, mehr oder weniger vorhanden sein müssen.
Landwirtschaftliches Lesebuch. 2l
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1
— 283 —
nötig; denn da die Biene ihre Kotmengen ohne Not niemals im Stocke
von sich gibt, sammeln sich größere Mengen davon im Dickdarme an.
Bietet sich ihnen jetzt nicht die Gelegenheit, sich dieses Unrats auf einem
Reinigungsfluge rechtzeitig zu entledigen, so entstehen Ruhr und andere
Krankheiten, welche den Stock sehr bald zu Grunde richten. Um von
der Ruhr befallene Stocke an schönen Tagen recht stark zum Ausflug
zu zwingen, reiche man ihnen mit Wasser verdünnten, warmen Honig.
Häufig kommt es vor, daß die des Fliegens noch ungewohnten Bienen
sich auf den kalten Erdboden niederlassen, um auszuruhen, wo sie
alsdann erstarren und eingehen. Um dieses zu verhüten, ist es gut,
den Platz vor dem Bienenstände mit Stroh, alten Decken oder Stroh-
matten zu belegen, von welchen sie sich nach kurzer Rast wieder er-
heben. An einem warmen Märztage reinige man die Bodenbretter
von dem darauf befindlichen Unrat und sorge für peinlichste Sauber-
keit der Stocke. Man hüte sich vor zu frühzeitigem Abnehmen der
Winterbedeckung, denn wegen des jetzt schon reichlich erfolgten Brut-
ansatzes ist Wärme die Hauptbedingung für die normale Entwicklung
der Larven. Zur Zeit der Reinigungsausflüge sind die Volker be-
sonders auf ihre Weiselrichtigkeit hin zu prüfen. Laufen die Bienen
nach dem Ausfluge auf dem Flugbrett unruhig hin und her, und hört
man im Innern des Stockes ein ungleichmäßiges, tobendes Summen, so
ist mit ziemlicher Sicherheit die Weisellosigkeit des Volkes anzunehmen.
Unter solchen Verhältnissen ist es immer gut, dem betreffenden Stocke
eine noch nicht bedeckelte Brutwabe mit Arbeiterzellen einzuhängen;
denn ist der Stock in Wirklichkeit weisellos, dann werden die vor-
handenen Weiselzellen mit den jungen Arbeiterlarven besetzt, und nach
einiger Zeit entstehen aus den Arbeiterlarven junge Königinnen.
Sobald die Witterung es erlaubt, müssen die Honigvorräte der
Volker festgestellt und nötigenfalls Futter verabreicht werden. Am
noturgemäßeften ist die Honigfütterung in Waben oder im flüssigen
Zustande mit etwas Wasser verdünnt; wenn Honig jedoch nicht mehr
vorrätig ist, kann als Ersatz auch Krystallzucker genommen werden.
Der Zucker muß im aufgekochten Zustande gereicht werden und zwar
derartig, daß auf 3 Pfund Zucker 1 bis Iv2 Liter Wasser kommen.
Das Füttern selbst hat vorsichtig zu geschehen, vor allem hüte man
sich davor, am Tage während der Flugzeit zu füttern, weil hierdurch
sehr leicht Räuber, das sind Bienen fremder Stocke, angelockt werden
und den schwachen Stock seines Honigs berauben. Die geeignetste
Futterzeit ist des Abends nach beendetem Ausfluge. Ist der Honig
den Winter utcc verzuckert, und können die Bienen ihn mit Hülfe
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288
Die Sommertracht ist in den meisten Gegenden ergiebig zu
nennen, nicht aber die Herbsttracht, weshalb es auch Aufgabe des
Bienenwirts sein muß, den Brutansatz in den Sommermonaten möglichst
zu beschränken; besonders ist die Ausbrütung der Drohnen durch
Ausschneiden der Brut zu verhindern. Ebenso wie der späte Brut-
ansatz ist auch das Bauen bis in den Herbst hinein in den meisten
Fällen nicht nur nutzlos, sondern sogar" schädlich für die Überwinterung.
Es mriß daher jeder rationell wirtschaftende Imker streng vermeiden,
den übermäßigen Wabenbau durch Anbringen von Nntersätzen zu
fördern, er lasse vielmehr in den Sommermonaten, soweit erforderlich,
nur in den Aussätzen (Honigräumen) bauen.
Die Monate August und September sind in den meisten honig-
armen Gegenden die Erntemonate des Honigs, denn nach beendeter
Getreideernte sammeln die Bienen meist nur noch soviel ein, wie sie
zum Lebensunterholte täglich brauchen. Man nehme daher die Honig-
aufsätze ab und prüfe jeden einzelnen Stock, ob er auf Grund seines
Gewichts die erforderliche Menge Honig als Durchständer besitzt, wenn
nicht, so füttere man ihn fleißig oder aber schwefle ihn ab. Die besten
Waben können als Scheibenhonig Verwendung finden, während die
übrigen entweder ausgeschmolzen oder ausgeschleudert werden. Das
letztere Verfahren ist dem Ausschmelzen vorzuziehen; denn hierbei
bleiben die Waben erhalten und können wieder eingehängt werden.
8. Das Einwintern der Bienen.
Beim Einwintern der Bienen sind bei der Auswahl der zu
überwinternden Stöcke in der Hauptsache folgende Gesichtspunkte zu
Grunde zu legen: 1. das Gewicht des Stockes (Honiggewicht), 2. das
Alter der Königin, 3. der Volkreichtum der Stöcke und 4. die Be-
schaffenheit des Baues.
Soll ein Kocbstock überwintert werden, so muß er ein Gesamt-
gewicht von mindestens 25 — 30 Pfund besitzen, wovon dann
etwa 15 — 20 Pfund reiner Honig sind. Bei Kästen stellt man die
Anzahl der Honigwaben fest, und nachdem das Gewicht einer Wabe
bekannt ist, läßt sich daraus leicht der ungefähre Honigvorrat des
Stockes berechnen.
Stöcke mit drei Jahre alten Königinnen sind als Durchständer
nicht mehr brauchbar, denn in der Regel stirbt die Königin im 4. Jahre,
und der Stock wird zum Frühjahre weisellos; auch ist der Eieroorrat
derselben meist erschöpft, und das Volk nurd oolkarm.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
222
Natürlich hat also dasjenige Wasser die größte Düngungskraft,
welches am meisten solche Stoffe mit sich führt- Da gibt es unendlich
viel Abstufungen.
Es gibt nicht nur Wasser, welches gar keine düngenden Bestand-
teile enthält, also nur lösend auf schon im Boden vorhandene Stoffe
wirken kann, sondern auch solches, welches ganz bedeutende Mengen
düngender Stoffe mit sich führt. Da es aber auch vorkommen kann,
daß das Wasser schädliche Stoffe enthält, wie z. B. Fabrikwasflc, so
empfiehlt es sich unter allen Umständen, das Waffer vor seiner Be-
nutzung daraufhin untersuchen zu lassen, wenn man seine Güte nicht
etwa schon an dem üppigen Wachstum der in solchem Wasser
wachsenden Pflanzen erkennt, oder aus dem Laufe, den das Waffer
durch größere, fabrikfreie Städte und Dörfer und zwischen nährstoff-
reichen Ackerflächen genommen, vermuten kann. —
Neben der Güte kommt natürlich auch die Menge des
Wassers in Betracht, gemessen zur Zeit der größten Trockenheit im
Jahre. —
Es sind schon manche kostspieligen Wiesenbewässerungsanlagen
gemacht worden, die nicht den zu erwartenden Vorteil brachten, da
zur Zeit des größten Wasserbedarfs zu geringe Mengen zu Gebote
standen. —
Was die Zeit der Wiesenbewässerung anbetrifft, so muß
unterschieden werden
1. eine Herbstwässerung,
2. eine Frühjahrswäfferung,
3. eine Sommerwässerung.
Die Herb st Wässerung beginnt sofort nach der Ernte des
letzten Schnitts und geht ununterbrochen Tag und Nacht, muß aber
so zeitig vor Eintritt des Wintersrostes abgestellt werden, daß die
Wiese in vollkommen trockenem Zustande einfriert.
Die Frühjahrs wäs ser un g erfordert noch mehr Aufmerk-
samkeit. Man beginnt nicht eher, als bis man sicher ist, daß kein
strenger Frost mehr eintreten wird, und wässert dann fortwährend bis
der Frost ganz aus dem Boden heraus ist. Hierauf läßt man das
Wasser nur in kalten Nächten oder am Tage, wenn kalte, regnerische
Witterung eingetreten ist, auf die Wiese. Bei warmen, sonnigen Tagen
dagegen läßt man die Wiese trocken liegen, um die warme Luft in
den Boden eintreten zu lassen, welche das Wachstum außerordentlich
beschleunigt.
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295
können die Bäume den Stickstoff zum Teil schon im folgenden
Sommer ausnutzen und genießen außerdem den Vorteil des bearbeiteten
Bodens. Man sät die Zottelwicke im August (auf V* ha 25 kg
Wicken und 20 kg Roggen), nachdem vor der Saat 1—I V2 Doppel-
eentner Thomasmehl und 2—2v2 Doppelcentner Kainit eingepflügt
worden sind.
Weit mehr als bisher sollte man bei der Obstbaumdüngung die
künstlichen Düngemittel berücksichtigen; haben ste doch den Vorzug,
jederzeit in beliebiger Menge zur Verfügung zu stehen. Hierzu kommt
noch der Umstand, daß sie ein Umbrechen des Bodens nicht erfordern,
sondern obenauf gegeben werden können, was für alle bewachsenen
Böden von weittragender Bedeutung ist. Wo weder durch Stall-
dünger noch durch Jauche dem Boden die erforderlichen Stickstoff-
mengen zugeführt werden können, bietet der Chilesalpeter einerseits
und das schwefelsaure Ammoniak andererseits ein vorzügliches Ersatz-
mittel. Vom ersteren gebe man auf das Quadratmeter beschatteter
Bodenfläche zur Zeit nicht mehr als 40 Gramm, verabreiche dafür
aber nach etwa 4—6 Wochen eine zweite Gabe. Schwefelsaures
Ammoniak verwendet man in einmaliger Gabe von etwa 60 Gramm
auf ein Quadratmeter. Beide Düngemittel gebe man im Mai und
Juni. Unter den phosphorsäurehaltigen künstlichen Düngemitteln
spielen Thomasmehl und Superphosphat auch bei der Obstbaum-
düngung die Hauptrolle. Da die Phosphorsäure aber schon in den
oberen Bodenschichten zurückgehalten wird, so greift man hier zur sogen.
Lochdüngung mit Hülfe des Spatens, noch besser mit dem Sutter'schen
Locheisen. Die kalihaltigen Düngemittel, wie ste in den Staßfurter
Abraumsalzen und im 4()0/oigen Kalisalz zur Verfügung stehen, gibt
man im Herbste, ebenso auch das Thomasmehl, während Super-
phosphat in Wasser gelöst und in die unter der Kronentraufe ge-
machten Löcher gegossen im Frühjahre und Sommer verwendet wird.
Auch der Kalk spielt bei der Ernährung unserer Obftbäume eine
wichtige Rolle, weshalb auch die Kalkdüngung nicht unterlassen wer-
den darf. Man verwendet vom Atzkalk, der nur für die schwereren
Böden in Betracht kommt, auf ein Quadratmeter beschatteter Fläche
*/2 kg, vom kohlensauren Kalk etwa 1 kg. Eine solche Kalkung reicht
für 5 — 6 Jahre aus. Am besten düngt man mit Kalk im Herbste
und gräbt ihn gut unter. Auf bewachsenem Boden ist die Herbft-
kalkung doppelt notwendig, weil hier dem Winterwaffer die Aufgabe
zufällt, den Kalk in den Boden zu waschen.
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— 225
Demjenigen, der alljährlich sehr viel Ställe zu sehen bekommt,
muß es auffallen, daß zweckmäßige Futter- und Tränkanlagen,
obwohl deren Nutzen gerade in jetziger Zeit auf der Hand liegt,
nur langsam und verhältnismäßig noch auf viel zu wenig Gütern
Eingang fanden. In einzelnen Gegenden sieht man recht oft den
altehrmürdigen, zeitraubenden Schwengelbrunnen in gewohnter Tätig-
keit. In Dörfern, die an Bächen und Flüssen gelegen sind, versorgt
man sich, besonders in kleinen Gehöften, noch recht oft aus der Schöpfe
im Bache oder einem seichten, kellerartig in den Berg gebauten oder
überdachten Borne. Bei beiden ist man im Winter, wenn Eis die
Stufen bedeckt und sie glatt macht, in Gefahr, ins Wasser zu stürzen.
Die gewöhnlichen Hofpumpen sind oft zu seicht oder an einer falschen
Stelle, zu nahe am Dünger, angelegt, so daß sie schwer und nicht aus-
reichendes oder ungesundes Wasser liefern.
Gar nicht so selten sind Gehöfte, manchmal auch ganze Dorf-
teile, gezwungen, Wasser mit Tonnen und Fässern vom Bach oder
entfernten Brunnen herbeizufahren.
Von dem Ärger und der Verteuerung der Betriebskosten, den
ein solches, oft monatelanges Wasserfahren bedeutet, bekommen wir
für gewöhnlich schon eine Ahnung, wenn wir nur zeitweise Wasser
zum Dampfdrusch von unbequemer Schöpfftelle herbeischaffen müssen.
— Wer täglich seinem Vieh das Wasser heranfahren muß, hat dabei
immer noch den Arger, zu sehen, wie viel von dem Fasse bis zur
Krippe vergossen wird, und es wird ihm dabei erst klar, wie viel an
Wasser ein Tier zum täglichen Leben braucht, denn dieser Wasser-
bedarf ist größer, als man gewöhnlich glaubt. Man rechnet mit
Recht, daß eine Kuh zum Einspeicheln ihres Futters täglich 40 — 50
Liter Speichel absondert und etwa ebensoviel an Wasser braucht.
Auf das Pierd sind täglich 20 — 30 Liter zu rechne». Wer bedenkt,
daß der Körper eines erwachsenen Tieres bis zu 70% aus Wasser
besteht, wie große Mengen an Schweiß, Kot und Harn und bei Kühen
an Milch ausgeschieden werden, welch letztere auch zu 87% aus Wasser
besteht, wird das erklärlich finden.
Wohlbefinden der Tiere, Milchabsonderung und Trinkwasser steht
naturgemäß in engem Zusammenhange. Betrachten wir in Milch-
wirtschaften Montags die Milchtafel, so finden wir fast regelmäßig,
wo nicht selbsttätige Tränkanlagen da sind, einen gewissen Fehlbetrag,
weil Sonntags Viehpflege, Fütterung und vor allem das Tränken zu
wünschen übrig läßt.
Landwirtschaftliches Lesebuch. 15
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226
Der Wasserbedarf der Tiere wird allerdings schwanken nach dem
Wassergehalt des Futters und vor allem nach der Stall- und Außen-
temperatur. Daß Tiere in heißen Sommertagen viel mehr, bei nassem
Grünfutter viel weniger saufen, ist erklärlich. Findet man doch in
dem hohen Wassergehalt frischer Rübenschnitzel (bis 93°/o) für manche
Güter eine Erklärung dafür, daß dort die Schnitzel als Milchfutter
gar so sehr gerühmt werden, weil eben sonst die Tiere zu wenig
getränkt werden.
Auch die Temperatur des Tränkwassers ist von hoher Bedeutung
und soll nicht unter 12 —15° 0. betragen. Zu kaltes Wasser bewirkt
bekanntlich eine plötzliche Abkühlung des Magens, wodurch leicht Ver-
dauungsstörungen und Kolik der Pferde hervorgerufen werden. Zu
kaltes, ungewohntes Wasser ist oft der Grund, warum zu Hause ganz
gesunde Pferde bei weiten Touren leicht Kolikerscheinungen zeigen.
Ist das Tränkwasser zu kalt, so wollen die Tiere zwar ihren
glühenden Durst stillen, fahren aber schnell aus der Krippe zurück.
Man steht sie sofort nach Stroh am Boden langen, kauen und nach
einiger Zeit wieder in die Krippe fahren, um das inzwischen über-
schlagene Wasser auszuschlürfen. Oft genug aber können sich dann
die Tiere nicht satt saufen, denn die tränkenden Mägde erblicken darin,
daß die Kühe von der Krippe zurückfahren, den Beweis, daß sie
Wosser genug haben.
Das Wassertragen mit Eimern, Kannen und Zubern, von weitem
Brunnen oder Bach her, auf steigendem Wege und über Schwellen
und Stufen, ist eine so schwere und zeitraubende Arbeit, daß man sie
besser durch maschinelle Einrichtungen besorgen läßt. Das Wasser hat
bekanntlich das hohe Gewicht von 2 Pfd. für das Liter; selbst in einer
kleinen Wirtschaft mit nur wenigen Stück Vieh sind täglich viele
Zentner Wasser zu befördern, sodaß sich eine Flügel-, Saug- oder
Druckpumpe bald bezahlt macht, die das Wasser in die Krippen treibt.
Im Winter wird dadurch auch das lange Offenstehen der Türen
vermieden. Die wassertragenden Leute wollen den vollen Zuber
nicht wegsetzen, lassen daher fast immer die Türen so lange offen, als
sie tränken, so daß dann Erkältung einzelner Tiere, Kalbesieber und
Euterentzündung ganz erklärlich werden.
Ein ausgewachsenes Rind hat nach seinem Eigengewicht täglich
etwa 25 Pfd. Trockensubstanz des Futters und 100 Pfd. Wasser auf-
zunehmen. Bei drei Mahlzeiten kommt auf jede schon ein hoher
Teil, füttern die Schweizer sogar nur zwei Mal am Tage, so ist klar,
daß man bei nur einmaligem Tränken der Tiere, sei es nun unter
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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228
der Hitze der Körper zu viel Wasser verdunstete. Die Speicheldrüsen
können also mangels Zuflusses momentan nicht absondern; das Tier
kann nicht kauen, nicht einspeicheln und also nicht schlucken, bis das
fehlende Wasser ersetzt ist, und die Drüse wieder arbeitet.
Ebenso ist bekannt, daß man Tiere nicht tranken darf, wenn sie
stark blähendes Futter, wie jungen Klee und Hülsenfrüchte, in größerer
Masse aufgenommen haben.
Haben die Tiere aber während des Fressens Gelegenheit, Wasser
aufzunehmen, so fressen sie sich kaum so voll, und die schädliche
Wirkung bleibt aus.
Die Wasseraufnahme ganz nach Belieben der Tiere ist der ideale
Zustand, und daher wollen Besitzer, die Selbsttränke einführten, sie
auf keinem Gute mehr missen. Leider ist aber die Selbsttränke noch
viel zu wenig im Gebrauch und in einzelnen Gegenden, besonders
kleineren und mittleren Besitzern, unbekannt.
Die Selbsttränke beruht auf dem Gesetz, daß Wasser in Röhren
und Gefäßen, die unter einander in Verbindung stehen, überall gleich
hoch steht (kommunizierende Röhren). Säuft eine Kuh aus einem
Tränkbecken, welches an der Krippe zwischen je zwei Kühen angebracht
ist, so vermindert sich der Wasserstand, und aus dem Rohre und dem
Regulierbasstn dringt sofort wieder Wasser nach. Das kleine Regulier-
basstn im Stalle empfängt sein Wasser aus dem Sammelbassin, das
in der Regel auf dem Boden steht. Der Zufluß ist durch ein Schwimm-
blasenventil aus Messing abgesperrt. Trinkt ein Tier, so sinkt das
Wasser und damit die Schwimmblase des Ventils. Dasselbe öffnet
sich, und Wasser dringt nach, bis die Schwimmblase wieder die vorige
Höhe hat und dadurch das Rohr wieder schließt.
Die Trinkbecken waren früher unvollkommen, weil die Wasser-
zuleitung von unten her aus dem Rohre geschah. War der Deckel
derselben zu schwach, oder brach das Scharnier desselben ab, so blieben
die Tränkbecken offenstehen. Schmutz und Futterreste kamen in das
Becken, setzten sich nach unten, und drangen sie in die Röhren, so
konnten sie diese verstopfen, was kostspielige Reparaturen hervorrief.
Jetzt sind die Tränkbecken von dem bekannten Fabrikanten Hütten-
rauch in Apolda und anderen so eingerichtet, daß das Wasser oben
seitlich eintritt. Das im Becken beflndliche Wasser kann also nicht
mehr in die Röhre zurück und zu anderen Becken hin, wodurch jetzt
jede Gefahr der Ansteckung, z. B. der Tuberkulose, vermieden wird.
Sammelt sich Schmutz am Grunde des Beckens, so wird dort
durch eine Schraube ein Loch geöffnet und das Becken ausgespült.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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229
Sowohl Regulier- als Sammelbasstns erhalten ihren Ablauf
einige Zoll über dem Boden, sodaß etwaige Wasserverunreinigung
sich absetzt und die Röhren nicht verstopfen kann. Ueberdies legt man
die Röhren hart an der Krippenmauer hin und deckt sie gegen die
Mauer zu mit Zementputz ab, so daß man also notwendigen Falls
leicht dazu gelangen kann; man legt sie also nicht mehr wie früher in die
Mauer, oder wie bei Zuleitung von unten aus, in den Boden hinein.
Im Regulierbassin, in den Röhren und Becken nimmt das
Wasser annähernd die Stalltemperatur an, ist also nie zu kalt. Tränk-
einrichtung für zwei Kühe liefert Hüttenrauch in Apolda
Theodor Lindner in Ohlau, Hospitalstr. 117, sowie Justinus Richter
in Leisnig im Kg. Sachsen R. Anderssohn in Görlitz. Wem
die Einrichtung einer Selbsttränke zu teuer oder zu umständlich ist,
der sollte sich wenigstens eine Wasserleitung machen s lassen, die das
Wasser beim Öffnen eines Hahnes in die Krippen führt.
Selbsttränke von Ed. Alboin in Hilveshelm.
In Gebirgs- und Hügellandschaften lassen sich oft höher gelegene
Quellen oder Brunnen, die das ganze Jahr Wasser liefern, abfangen,
die ohne jede Arbeit Wasser in die Krippen oder Sammelbassins ab-
geben können.
Mit solchen Hochquellenleitungen könnten leicht durch
verzinkte Eisenrohre, von denen das lausende Meter 1,50 Mark und
mehr je nach der Weite kostet, auf dem Wege der Genossen-
schaft wasserarme Ortschaften oder mehrere Gehöfte aus-
reichend mit Wasser versehen werden.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]